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Ergebnisse der IHK-Standortumfrage zur Region Offenbach
Positive Grundstimmung und viele Ansätze für Verbesserungen
Standortumfragen führt die IHK Offenbach am Main regelmäßig durch. Sie leitet aus den Ergebnissen Trends und Veränderungen ab, die für die Wirtschaft relevant sind. „Die Antworten der Unternehmerinnen und Unternehmer enthalten viel konstruktive Kritik. Wir erfahren, wo Handlungsbedarf besteht, wo zum Beispiel Fehlentwicklungen gestoppt werden müssen“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Markus Weinbrenner. „Aus der Standortumfrage entstehen für uns Aufgaben und wir können unsere Arbeit priorisieren, um die Unternehmen bestmöglich zu unterstützen. Die aktuellen Ergebnisse sind eine wichtige Grundlage für die Interessenvertretung. Wir haben diese schon in den Kommunen der Region Offenbach vorgestellt und mit den Bürgermeistern diskutiert. Zentrale Herausforderungen müssen angegangen werden, damit die Region attraktiv bleibt.“
Die Einzelnoten für die 14 Kommunen lagen zwischen 2,5 und 2,9. Die Entwicklung innerhalb der letzten fünf Jahre wurde mit 3,3 als befriedigend eingestuft.
Erreichbarkeit gut, Fachkräftesituation schwierig
Der Blick auf die einzelnen Standortkriterien zeigt, dass die Region weiter mit ihrer guten Anbindung und Erreichbarkeit punktet. Mit 1,8 erhält die Anbindung der Standorte an die Autobahn einen Topwert. Zufriedenheit besteht auch mit der Anbindung an den Flughafen (Note 2,1) und mit der generellen Erreichbarkeit der Unternehmen (Note 2,3). Die Anbindung an das Radwegenetz wird besser beurteilt als 2021. Die Zufriedenheit mit den Parkmöglichkeiten und dem Zustand der Straßen gesunken. Als wichtigste Handlungsfelder für eine zukunftsfähige Verkehrsinfrastruktur werden mit 60 Prozent der „Erhalt der Straßeninfrastruktur und Umbau von Engstellen“ sowie mit 54 Prozent die „Ausweitung und Ertüchtigung des ÖPNV“ genannt.
Die Verfügbarkeit von Fachkräften hat die höchste Relevanz und mit 4,2 eine der schlechtesten Noten. Alle beteiligten Stellen müssen zusammenarbeiten, damit die Region für Fachkräfte attraktiv bleibt. Ansatzpunkte sind zum Beispiel Kinderbetreuung, Willkommenskultur, Fachkräftezuwanderung, Ausbildung, Qualifizierung und Berufsorientierung fördern. Ob Fachkräfte verfügbar sind, hängt stark davon ab, ob bezahlbare Wohnimmobilien vorhanden sind. Auch hier fielen die Bewertungen schlecht aus. Die Kommunen müssen Flächen für Wohnungsbau ausweisen. Unternehmen könnten zum Beispiel Unterkünfte für Auszubildende bereitstellen. Viele Faktoren aus dem Bereich Standortattraktivität haben sich seit 2018 verschlechtert, darunter die Einkaufsmöglichkeiten oder das gastronomische Angebot. Allerdings stechen einzelne Kommunen deutlich positiver hervor. Lebendige Ortskerne beeinflussen das Image von Gemeinden und Städten und deren Attraktivität für Fachkräfte. Daher ist es zentral, Orte zu schaffen, an denen sich Menschen gerne aufhalten und begegnen.
Kostenbelastung und Flächenbedarf
Die Höhe der Gewerbe- und Grundsteuer wird kritisch gesehen. Hier vergeben die Unternehmen die Noten 4,1 beziehungsweise 4,4. Wollen die Kommunen ihre Einnahmen perspektivisch sichern, sollten sie positive Impulse für bereits ansässige Unternehmen und solche, die sich neu ansiedeln wollen, setzen.
Im Vergleich zur letzten Umfrage im Jahr 2021 brauchen die Betriebe weniger zusätzliche Flächen. Das liegt vermutlich an der aktuell schwachen wirtschaftlichen Lage und der Reduzierung von Büroflächen. Immerhin äußern 18 Prozent, dass sie künftig zusätzliche Flächen benötigen. Perspektivisch dürfte sich der Flächenbedarf der Unternehmen durch die Transformation zur Klimaneutralität weiter erhöhen. Viele geben an, ihre Standorte zu verlassen, wenn sie sich vor Ort nicht weiterentwickeln können. Die Kommunen brauchen dringend Flächenstrategien, um weitere Potenziale zu identifizieren und eine qualitative Entwicklung der Bestandsgebiete voranzutreiben.
Unterschiede bei digitaler Infrastruktur
Die digitale Infrastruktur kommt durchschnittlich auf mittlere Zufriedenheitswerte. Hier geht die Notenspanne zum Beispiel für die Versorgung von Unternehmensstandorten mit Glasfaser in den Kommunen weit auseinander. Grund dafür ist, dass in einigen Orten Ausbauprojekte schneller fortschreiten. Die Relevanz für die Unternehmen ist jedenfalls hoch. 30 Prozent geben an bereits Glasfaser zu nutzen, weitere 24 Prozent planen es. Die Glasfasernutzung steigt mit der Unternehmensgröße. Klar ist, Unternehmen brauchen leistungsfähige digitale Infrastrukturen. Der flächendeckende Glasfaserausbau muss Priorität haben und in Kooperation mit Telekommunikationsanbietern intensiviert und vorangetrieben werden.
Konsequente Wirtschaftsfreundlichkeit gefragt
Was die Wirtschaftsfreundlichkeit der Verwaltungseinheiten auf kommunaler und Kreis-Ebene angeht, ist aus Unternehmenssicht teilweise noch „Luft nach oben“. So liegen die Bewertungen zwischen 2,8 und 4,4. Mit kundenfreundlicheren Prozessen ließen sich höhere Zufriedenheitswerte erzielen.
In der Standortumfrage konnten nicht nur Noten vergeben, sondern auch Freitextantworten formuliert werden. Es zeigt sich sehr deutlich: Steuern, Abgaben, Bürokratie, hohe Energiepreise und Arbeitskräftemangel belasten die Unternehmen enorm. Gerade viele mittelgroße und kleine Unternehmen wünschen sich eine deutliche Entlastung bei der Bürokratie und den Standortkosten und damit eine Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit.
Diese und weitere Ergebnisse im Detail unter www.ihkof.de/stu
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